Ein Vorteil, von dem alle Beteiligten profitieren: Das Konzept „1-3-18“ punktet im bereits neunten Durchgang. Das erweiterte Premiumprogramm, bei dem die angehenden Profis drei Stationen in 18 Monaten durchlaufen, ist nur ein Puzzleteilchen, um die Attraktivität über die gesamte Wertschöpfungskette der Baubranche hinweg zu steigern.
In Zeiten des Fachkräftemangels, dem momentan eigentlich bösen F-Wort, können sich Studierende nach ihrem Abschluss die Jobangebote aussuchen. Vor allem die Wertschöpfungskette Bau bietet eine Vielzahl von attraktiven Arbeitsmöglichkeiten mit gutem Verdienst. Welche Aspekte führen dazu, dass Absolventinnen und Absolventen sich gegen einen Direkteinstieg in den Beruf entscheiden? Welche Vorteile und Möglichkeiten bietet ein Traineeprogramm den Teilnehmenden?
Ein Direkteinstieg bietet Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern die Gelegenheit, sich festzulegen und ist auch profitabler – zumindest aus finanzieller Sicht. Jedoch stellt Geld als Entgelt nicht den einzigen Mehrwert dar, den junge Menschen frisch im Berufsleben sehen.
Eines der Hauptargumente für das Traineeprogramm liegt auf der Hand: Die Perspektive, in kurzer Zeit viel Erfahrung sammeln zu können. Wurde früher über Bewerbungsgespräche noch gescherzt, dass Firmen nach Kandidatinnen und Kandidaten suchen, die knackig jung sind, aber einen großes Maß an Routine und Fachwissen mitbringen, so ist dies für die Trainees ein Punkt, an den sie lächelnd und zufrieden einen Haken setzen können. Aktuell befinden sich fünf Bauingenieurinnen und Bauingenieure im Traineeprogramm von Deutschland baut! – Fünf junge Erwachsene, an der Schwelle zum Arbeitsleben oder schon fast durch alle Stationen des Programms durch. So individuell ihre Lebens- und Bildungswege sind, sind sie alle froh, sich gegen einen Direkteinstieg entschieden zu haben. Mit dem Trainee-Ticket zogen sie viele Vorteile in ihr berufliches und persönliches Portfolio.
Vergleichswerte sind auch langfristig hilfreich
Lena Kempf startete im Januar dieses Jahres ihre Deutschland-baut!-Reise bei ihrer ersten Station, der PERI 3D Construction GmbH. Im Anschluss geht es zur SÜLZLE Gruppe und zur VELUX Deutschland GmbH. Persönlich sieht sie das Traineeprogramm als große Chance, in einem solch kurzem Zeitraum derart vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Die Eindrücke und die Praxis stellen einen großen Mehrwert für sie dar. „Die Vergleichswerte, die dabei entstehen und mir bei weiteren Entscheidungen helfen werden, sind unbezahlbar“, stellt sie begeistert fest. Diese helfen auch langfristig und nicht nur für den Moment. Sie ergänzt: „Die Bandbreite an Erfahrungen ist auch im Direkteinstieg gegeben, aber nicht in diesem Ausmaß. Beim Direkteinstieg fehlen schlichtweg Vergleichswerte.“ Um herauszufinden, was für sie wertvoll ist, möchte sie ihre persönlichen Prioritäten erkennen. Welche Vorteile ein Großunternehmen bietet, weiß sie bereits jetzt zu schätzen: Das vielfältige Angebot der hauseigenen Mensa sowie der Wäscheservice des Unternehmens. „Die Zeitersparnis ist direkte Lebenszeit und somit ein Zugewinn sowie eine Verbesserung meines Privatlebens“, konstatiert Lena Kempf nach nur wenigen Wochen. Mitunter können scheinbare Kleinigkeiten zum Nachjustieren von bestehenden Wünschen an den Arbeitsplatz führen.
Blick über den Tellerrand
Durch die verschiedenen Aufgabenbereiche während seiner Stationen bei PERI, Jaeger sowie WOLFF & MÜLLER möchte Timo Czarnecki seine Fähigkeiten entdecken und überprüfen, aber auch praktische Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln. Er erhofft sich, seine Berufung zu finden, sodass er seine Stärken in einem Berufsfeld einbringen kann, welches ihm dauerhaft Spaß macht. Nach seinem Studium fing er an zu promovieren, merkte aber dann, dass er ehrlich mit sich sein sollte und überdachte seine Entscheidung. „Ich stand da, ohne Erfahrung in der Baubranche. Mein Fokus im Studium lag im wissenschaftlichen Bereich.“ Er suchte nach einer Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen. Czarnecki fügt hinzu: „Das Traineeprogramm bietet mir die Möglichkeit, diese Defizite nachzuholen.“ Sein Ziel ist nun, die negativen Vorerfahrungen in etwas Positives umzuwandeln: Erkenntnisse gewinnen, zusätzliches Wissen aneignen, den persönlichen Lernprozess optimieren. Im Direkteinstieg sieht er ein Problem: „Über den Tellerrand gucken wird schwierig. Ich möchte lieber direkt sehen, wie die Welt da draußen wirklich aussieht!“ Im schnupperartigen Reinarbeiten in vielen Bereichen und verschiedenen Firmen sieht er dabei optimale Voraussetzungen.
Zeit für Orientierung und Entscheidungsfindung
Nach ihrem Abitur studierte Sina Ziegler in einem dualen Studiengang in Mosbach, bereits als Kind war sie technisch interessiert. Ihr im September abgeschlossenes Studium festigte diese Passion. Die Möglichkeit, bereits währenddessen praktische Erfahrungen zu sammeln, überzeugte sie. So suchte die Bauingenieurin gezielt nach Traineeprogrammen, um ihre erworbenen Fähigkeiten und ihr Wissen direkt ins Berufsleben einzubringen. Sie ist begeistert von dem Trainee-Konzept von Deutschland baut! und möchte während ihrer Stationen bei der DB Bahnbau Gruppe, der WOLFF & MÜLLER Holding GmbH & Co. KG sowie der Jaeger Gruppe ihren Weg finden. „Vor allem die Vielseitigkeit ist einzigartig“, freut sie sich und ergänzt: „Die persönliche Entwicklung dabei ist ein großartiger Zugewinn.“ Die Praxisphasen ihres dualen Studiums verbrachte Ziegler stets beim gleichen Unternehmen, einen Großteil davon sogar in einer Abteilung. Somit kann auch sie die fehlende Abwechslung mit dem Traineeprogramm aufholen und mit einer Fülle an Erfahrung später punkten. „Nicht direkt jetzt schon festgenagelt zu sein, Zeit zu haben für Orientierung wie auch Entscheidungsfindung und zudem rumkommen – das Konzept ist einfach genial!“, fasst sie euphorisch zusammen. Ein Direkteinstieg stellt für sie daher keinen Vergleich dar. Sina Ziegler sieht das Ganze „als einen sanften Einstieg, einen angenehmen Übergang vom Studium ins Arbeitsleben“.
Drei unterschiedliche Unternehmen und Unternehmenskulturen kennenlernen
Oliver Jonitz hat sowohl seinen Bachelor- als auch seinen Masterstudiengang im Bauingenieurwesen absolviert. Nach seinem Studium konnte er bereits zwei Jahre Berufserfahrung sammeln, wollte sich dann jedoch in diesem umfangreichen Arbeitsfeld weitere Einblicke verschaffen. „Das Traineeprogramm ist großartig“, so sein begeistertes Fazit. Das größte Potenzial sieht er im „persönlichen Wachstum“, was ihn auf seinem Weg weiterbringt. „Auch die Firmen profitieren davon.“ Eine Win-Win-Situation, wenn er die Betriebe samt seiner Expertise unterstützen kann. So konnte er sich schon gut in seinem neuen Arbeitsumfeld bei der SÜLZLE Gruppe einleben und ist gespannt auf die nächsten Monate, die ihn dann zu WOLFF & MÜLLER sowie PERI führen. Ausschlaggebend war für ihn die Aussicht, drei verschiedene Unternehmen sowie unterschiedliche Unternehmenskulturen kennenzulernen. Dabei legt er sein Augenmerk auch darauf, wie der Umgang im Team ist und was von der Führungsebene vorgelebt wird. Im Direkteinstieg sieht er den Nachteil, dass das Arbeitsleben startet, ein Wechsel dann aber mit einem hohen Aufwand verbunden ist. „Die Auswahl ist schwierig genug. Ohne Berufserfahrung ist es nicht möglich, sich aufgrund von Tatsachen festzulegen“, ist er überzeugt. Wie ein Sprung in unbekanntes Gewässer. Auch sieht er eine Chance darin, dass er durch das Programm so auf Firmen aufmerksam wurde, die er vorher nicht bedacht hätte. Was alles an Tätigkeitsfeldern denkbar ist, bieten die facettenreichen Stationen samt mehrerer Abteilungen. Das gegenseitige Kennenlernen und Miteinander weiß er besonders zu schätzen.
Vorteile der Gemeinschaft und des Netzwerks
Daria Albus entschied sich bereits nach ihrem Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen für eine Zukunft entlang der Wertschöpfungskette Bau und legte sogleich einen Master im Bauingenieurwesen obendrauf. Sie ist am Ende ihrer Trainee-Zeit angekommen, nach Stationen bei der Kramer Gruppe, einem zur Jaeger Gruppe gehörigen Bauunternehmen sowie der Viebrockhaus AG. Aktuell ist sie noch in Stuttgart-Zuffenhausen bei WOLFF & MÜLLER tätig. Da sie nicht dual studiert hatte, konnte auch sie die fehlende Praxis mit ihrer Zeit bei Deutschland baut! nachholen. Die Chance, zu erfahren und zu spüren, was ihr liegt und was ihr im Berufsalltag gefällt, empfand sie als besonders wertvoll. Welche Unternehmenskultur zu einem passt, sollte ausprobiert werden. Nachdem ihre erste Station ein kleiner Tochterbetrieb eines großen Unternehmens war, blieb die direkte Arbeitsstätte überschaubar. Die Standorte danach waren allesamt große Firmen. Was besser zu ihr passt, konnte sie direkt erleben. Unterwegs im Büro, Besichtigungen der Baustellen vor Ort mit dem Bauleiter: Die Erfahrungen als Trainee fließen mit in die Entscheidungsfindung ein für ihren weiteren Weg. „Alle meine Bekannten sind begeistert von dem Programm“, berichtet sie, „Und das völlig zurecht.“ Sie geht mit prägenden Erlebnissen, wie den Besuchen von Messen, Seminaren sowie Reisen durch Deutschland. Erst im November letzten Jahres rekrutierte sie mit ihren Teamkollegen direkt Nachfolger auf der Karrieremesse in Aachen. „Mehr Geld am Anfang bietet nur kurzweilig Pluspunkte“, ist sie überzeugt. Die Vorteile der Gemeinschaft und der Netzwerkcharakter der Initiative werden auch langfristig Vorzüge bieten.
Auf Tuchfühlung mit der Politik
Durch die Nähe zur Politik unter der Schirmherrschaft von Dr. Peter Ramsauer; Bundesminister a.D., können Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Deutschland baut! direkt mit den Entscheidungsträgern des Bundes in Berlin bei den baupolitischen Gesprächen in den Austausch gehen. Auch hier konnten zwei Trainees im vergangenen Jahr ihren Lebenslauf aufpolieren und um diesen besonderen Punkt ergänzen: Ein Praktikum direkt im Geschehen. Neben der Chance, an den baupolitischen Gesprächen am 1. Dezember teilzuhaben, wurden für die jungen Bauprofis dank eines Hausausweises beinah alle Bereiche des deutschen Bundestages zugänglich gemacht. Somit ergab sich eine großartige Perspektive mit exklusiven Eindrücken und neu geschlossenen Bekanntschaften.
Synergieeffekte nutzen
Das 18-monatige Programm bietet für beide Seiten Chancen, einen Mehrwert und Zugewinn. Das Miteinander wird großgeschrieben, Geben und Nehmen sind in Balance. Die Trainees sehen die Zeit als eine Investition in sich und in den Lernzuwachs. Eine steigende Leistungskurve steht im Vordergrund, weshalb der anfängliche Verzicht auf ein paar Euronen ein mehr als gern gezahlter Preis ist. Deutschland baut! investiert hier nicht nur in Individuen, sondern übernimmt Verantwortung für die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens. Berufsanfänger erhalten Perspektiven und eine Startrampe, die wie ein Booster wirkt. Der Bau-Backstage-Pass samt Antriebsmöglichkeiten gewährt jungen Erwachsenen einen enormen Zugewinn und eine langanhaltende Motivation. Diese Weitsicht im Handeln der Initiative stellt ebenfalls einen Blick über den Tellerrand hinaus dar. „Bei uns steht stets das „wir“ im Vordergrund. Für alle Beteiligten“, fasst Christin Karst, Geschäftsführerin der Initiative zusammen. Gemeinsam mit den HR-Vertretern der Mitgliedsunternehmen verantwortet sie die Betreuung der Trainees. Auch das ist bei Deutschland baut! e.V. Chefsache.